Auf den ersten Blick erscheinen Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung ohne Handicap. Dennoch ist ihre Behinderung entscheidend für ihre Kommunikation, die in erster Linie auf visueller Vermittlung und optischer Wahrnehmung beruht. Aus dieser Kommunikationsform ergeben sich für den Gehörlosensport besondere Anforderungen.

Es muss vorangestellt werden, dass es nicht erlaubt ist, während eines Wettkampfes im Gehörlosensport Hörhilfen zu tragen, um eine möglichst faire Situation zu gewährleisten, da der Grad des Hörverlustes unterschiedlich und die Kompensation durch eine Hörhilfe größer oder kleiner sein kann.

Kommunikation während des Trainings

Im Gehörlosen Leistungssport werden die Sportler vor allem von hörenden Trainern unterwiesen. Folglich beeinflussen die unterschiedlichen Kommunikationsformen die Trainingssituation. Sie erfordern eine Konzentrationsleistung, die die Sportler neben der rein körperlichen Anstrengung zusätzlich fordert. Es geht kostbare Trainingszeit verloren, da Trainingsanweisungen häufig wiederholt werden müssen.


Bedingungen während des Wettkampfes

Situation der Trainer
Während eines Wettkampfes hat ein Trainer nur begrenzte Möglichkeiten, einzugreifen. Er kann Einfluss auf den Verlauf nehmen, indem er die Aufmerksamkeit des Sportlers durch visuelle Signale auf sich zieht und ihn damit aus dem Spielfluss reißt. Vornehmlich kann ein taktischer Mangel oder fehlerhaftes Spielverhalten erst im Nachhinein korrigiert werden. Eine mit dem Trainer gut eingespielte Mannschaft oder ein Sportler sucht regelmäßigen Blickkontakt mit dem Trainer, eine Möglichkeit für ihn, den Verlauf auch während des Wettkampfes zu lenken.


Kommunikation mit den Schiedsrichtern
Im internationalen Gehörlosen Spitzensport wird nach den Regeln der Hörenden gespielt und die Wettkämpfe werden überwiegend von hörenden Schiedsrichtern gepfiffen. Der Pfiff des Schiedsrichters wird von eindeutigen Gesten begleitet oder mit anderen Instrumenten wie Fahnen ergänzt, die Reaktionszeit kann unter Umständen lange dauern, was zu Missverständnissen und im schlechteren Fall zu ungerechtfertigten Entscheidungen des Schiedsrichters führt.


Kommunikation während des Spiels
Hörende sind in Lage, Spieltaktik und Spielrichtung im letzten Moment auf Zuruf untereinander oder vom Trainer zu ändern. Im Gegensatz dazu brauchen Gehörlose Blickkontakt und ihre Hände, um zu kommunizieren. Darüber hinaus liefert das ‚immer wache' Gehör spezifische Informationen über die Nähe eines Gegners oder Mannschaftskollegen, die Beschaffenheit des Spielfeldes und den Aufprall und die Qualität eines Schusses oder Aufschlags. Um sich im Raum zu orientieren, müssen sich die Sportler ggf. blitzschnell umblicken. Ein geschickter Gegner kann diesen Moment nutzen, um seinen Gegenspieler zu überlaufen oder aus dessen Gesichtsfeld zu verschwinden.


Allgemeine Situation

Sowohl im Mannschafts- wie im Individualsport der Gehörlosen muss besonderen Strukturen Rechnung getragen werden.

Beispielsweise ist das Potential an gehörlosen Mannschaftsspielern, die eine Begabung für einen Sport haben vergleichsweise klein, da der Anteil Gehörloser an der Gesamtbevölkerung Deutschlands gering ist. Diese Spieler müssen gewonnen und die Mannschaft gegebenenfalls durch weniger leistungsstarke Spieler mit derselben Leidenschaft für den Sport ergänzt werden.

Die Individualsportarten sind denselben Strukturen unterworfen. Aus der relativ geringen Anzahl gehörloser Sporttreibender die für den internationalen Spitzensport Begabten heraus zu finden und dann gezielt mit Hilfe der Heimtrainer auf eine erfolgreiche Teilnahme an internationalen Wettkämpfen vorzubereiten, ist eine Herausforderung. Im Individualsport ist es wesentlich, den richtigen Zeitpunkt zu finden, zu dem ein Sportler systematisch auf eine internationale Karriere vorbereitet werden kann und muss.